Der Nürburgring

Der Nürburgring wurde nach Ort und Ruine Nürburg benannt. Er liegt auf dem Gebiet der Verbandsgemeinde Adenau (Landkreis Ahrweiler, Rheinland-Pfalz) in der Eifel und wurde am 18. Juni 1927 eingeweiht.

Autorennen in der Schweiz, Frankreich, England oder Italien zu Beginn des 20. Jahrhunderts zeigten: Motorsport ist populär und bringt auch finanziell große Erfolge, kann aber aus Aspekten der Sicherheit der Fahrer und Zuschauer und aus logistischen Gründen nicht mehr auf deutschen Landstraßen ausgetragen werden. Daher wurde schnell klar, dass man in Deutschland eine vom Straßenverkehr unabhängige Strecke benötigt, auf der auch die deutschen Automobilhersteller ihre Modelle erproben können.

Schnell kristallisierte sich die Eifel als geeigneter Ort heraus: Sie verfügte über eine niedrige Besiedlung, über Hochflächen und Täler sowie einige große ebene Flächen. Die extremen Steigungen und Gefälle waren ideale Voraussetzungen für eine Rennstrecke mit großen Höhenunterschieden.

In den Jahren 1922 und 1924 führte der ADAC-Rheinland schließlich das Eifelrennen auf einer 33 km langen Rundstrecke bei Nideggen durch. Beim zweiten Eifelrennen im Juli 1924 erinnerten sich am Rande des zweiten Eifelrennens Hans Weidenbrück, Pächter der Nürburger Gemeindejagd, Xaver Weber, Kreistagsmitglied von Adenau und Hans Pauly, Gemeindevorsteher von Nürburg, an die Planungen von 1907 und nahmen den Faden wieder auf. Sie gewannen auch Otto Creutz, den neu gewählten Landrat des Kreises Adenau für das Projekt.

Creutz entwickelte schließlich das Konzept für den Rennstreckenbau. Der in sich geschlossene „endlose“ Kurs sollte um die Nürburg führen. Obwohl keine Verbindung zum öffentlichen Straßennetz geplant war, sollte dennoch „Landstraßen-Charakter“ erreicht werden, denn die Strecke sollte auch als Teststrecke für Fahrzeugtests dienen.

Die Eröffnung 1927

Schon zwei Jahre nach Baubeginn wurde der Nürburgring eröffnet. Premiere wurde am Samstag, 18. Juni 1927 mit dem Eifelrennen für Motorräder gefeiert. Es ging über den 28 km langen Gesamtkurs, einen Tag später folgte einem Automobil-Rennen, das Rudolf Caracciola gewann. Von Anfang an konnte die Strecke auch abends oder an rennfreien Wochenenden gegen Gebühr von jedermann mit einem Straßenfahrzeug befahren werden.

Diese 28 km lange „Gebirgs-, Renn- und Prüfungsstrecke“ war in ihrer Urform bis 1969 in Betrieb. Sie bestand aus der Start-und-Ziel-Schleife (auch Betonschleife genannt), die in Kombination mit der Südschleife 7,7 km lang war, und der 22,8 km langen Nordschleife. In dieser Kombination waren 89 Links- und 84 Rechtskurven zu bewältigen. Einzig die Start-und-Ziel-Schleife konnte autark genutzt werden.

Doch die technische Entwicklung der Fahrzeuge überholte die Sicherheitslimits der Strecke. Jackie Stewart gab der gleichermaßen gefürchteten und geliebten Rennstrecke in den späten 1960ern den Beinamen „Grüne Hölle“ – ein Ausdruck, der durch eine Serie schwerer Unfälle einen makaberen Beigeschmack bekam.

Die Nordschleife erwies sich als zunehmend unzeitgemäß und geriet immer mehr in die Kritik. Schon bevor es am 1. August 1976 beim GP von Deutschland zum schweren Unfall von Niki Lauda kam, stand fest, dass die Formel 1 in der Saison 1977 nicht auf die Nordschleife zurückkehren würde.

Beschlossen wurde schließlich, den Nürburgring in einen modernen Formel-1-Kurs zu verwandeln. Die Strecke erhielt in dieser Phase ihr heutiges Gesicht. Die neue Grand-Prix-Strecke entstand in den Jahren 1983 und 1984. Gleichzeitig wurde die Südschleife aufgegeben.

Am 12. Mai 1984 wurde im Bereich der ehemaligen Start-und-Ziel-Schleife und im nördlichen Bereich der Südschleife die zum damaligen Zeitpunkt „modernste und sicherste Grand-Prix-Strecke der Welt“ eröffnet. Das Eröffnungsrennen auf identischen Mercedes-Benz 190 E 2.3-16 gewann der Brasilianer Ayrton Senna. Die damals 4,5 km lange GP-Strecke wurde direkt an die 20,8 km lange Nordschleife angebunden. Beide Teilstrecken können zu einem heutzutage über 26 Kilometer langen Gesamtkurs zusammengefasst werden.

Jörg Ufer