Mythos Nordschleife

Seit ihrer Erbauung genießt die Nordschleife den Ruf, die schwierigste Rennstrecke der Welt zu sein. Gleichzeitig ist sie auch noch die längste derzeit noch befahrene Rennstrecke weltweit.

Berühmt geworden durch ihren Anspruch an Mensch und Maschine, ist die Nordschleife bis heute ein Gradmesser im Motorsport und in der Automobilindustrie. Ein Sieg auf der Nordschleife hat für Rennfahrer eine ganz besondere Bedeutung, denn dieser Kurs gilt als der „Mount Everest unter den Rennstrecken“. Unübersichtliche, uneinsehbare Kurven, blinde, tückische Kuppen, starke Neigungen und Gefälle sowie häufig wechselnde Fahrbahnbeläge fordern großes fahrerisches Können und stellen die Fahrzeuge auf eine echte Bewährungsprobe.

Die Formel-1-WM und auch die Motorrad-Weltmeisterschaft zählten ebenfalls zu den Dauergästen und hatten sechsstellige Besucherzahlen.

Quelle: Wikipedia

Für die ganz besondere Qualität des Kurses spricht vielleicht auch dies: Der Nordschleife bringen sogar Rallyepiloten Respekt entgegen, die die kurzen Strecken im Rundstreckensport sonst eher belächeln. Mehrfach war in den 90er Jahren die Nordschleife Schauplatz von Wertungsprüfungen zur ADAC Rallye Deutschland. Auch heute wird die Nordschleife einmal im Jahr als Rallye-Wertungsprüfung genutzt:

Heute ist die mit Abstand größte und bekannteste der rund jährlich rund 80 Veranstaltungen auf der Nordschleife das ADAC Zurich 24-Rennen. Populäre Veranstaltungen sind außerdem das 6h-Rennen der Sportwagen-WM, der AvD-Oldtimer-Grand-Prix, der DTM-Lauf (alle auf der Grand-Prix-Strecke), das ADAC 24h Qualifikations-Rennen sowie die Läufe zur VLN-Langstreckenmeisterschaft (Nordschleife) und die Läufe der RCN.

Fünfstellige Teilnehmerzahlen weisen zudem das 24h-Radrennen sowie der Strongman-Run auf.

Die Streckenabschnitte

Seit dem Baubeginn und auch in den darauffolgenden Jahren bekamen die Streckenabschnitte der Nordschleife ihre geschichtsträchtigen Namen, die bis heute Bestand haben.

Hatzenbach
Der kleine, gleichnamige Bach verläuft hier links neben der Strecke. Der Streckenabschnitt ist rund einen Kilometer lang und besteht aus diversen langsamen und mittelschnellen Kurven. Überholen ist hier schwierig.

Hocheichen
Vor der Bauzeit waren hier mächtige Eichenwälder, die teilweise abgeholzt werden mussten.

Quiddelbacher
Höhe Bergrücken oberhalb der Ortschaft Quiddelbach. Hier kann gut überholt werden.

Flugplatz
Ehemaliges Flugplatzgelände, welches sich bis Ende der 1930er Jahre links neben der Rennstrecke befand. Dieser Streckenabschnitt wurde im Winter 2015 / 2016 neu asphaltiert, einige Bodenwellen beseitigt.

Schwedenkreuz
Hans Friedrich Datenberg, damaliger Bürgermeister von Kelberg und Steuereintreiber von Adenau, wurde 1638 im Dreißigjährigen Krieg an dieser Stelle von streunenden schwedischen Soldaten beraubt und erschlagen. Das 2,90 m große Gedenkkreuz ist noch vorhanden. Die schnelle Linkskurve gilt als eine der schwierigsten Kurven der gesamten Strecke.

Aremberg
Der gleichnamige Berg und die gleichnamige Ortschaft liegen zwar rund 15 Kilometer entfernt, aber in Sichtweite zur Rennstrecke.

Fuchsröhre
Hier gerieten die Bauarbeiten der Nordschleife ins Stocken, als ein aufgescheuchter Fuchs sich in eine Drainageröhre verkrochen hatte. Die Bauarbeiter gaben dem Streckenabschnitt spontan seinen heutigen Namen. Hier ist mit rund 11 % das größte Gefälle der Nordschleife. Danach folgt unmittelbar der Anstieg zum Adenauer Forst. Fahrerisch sehr anspruchsvoll.

Adenauer Forst
Benannt nach dem Waldgebiet der unterhalb gelegenen Gemeinde Adenau. Die Schikane kann erst im letzten Moment eingesehen werden.

Metzgesfeld
Eine schnelle Doppellinks. Metzgesfeld ist die im Grundbuch eingetragene Flurbezeichnung. Eigentümer der dortigen Felder war einst ein gewisser „Mertges“.

Kallenhard
Der Kallenhard ist eine 471 m hohe Erhebung, um die dieser Strecken­abschnitt herumführt. „Hard“ bzw. „Hardt“, steht für „Bergwald“ oder einen bewaldeten Hang. In den Zeiten, als die Nordschleife noch von Hecken statt von Leitplanken umgrenzt war, hatte die Rechtskurve den Spitznamen „Todeskurve“.

Dreifach-Rechts
Dies ist keine offizielle Bezeichnung, doch diese Stelle auf der Strecke kennt jeder Pilot: Aufgrund der hier eigenartigen Rennlinie durch drei aufeinander folgende Rechtsknicke ist diese Passage auch als „miss-hit-miss“ gekannt. Die Bezeichnung nimmt Bezug auf die Kerbs am rechten Fahrbahnrand.

Wehrseifen
Seifen ist der keltische Begriff für ein Tal. Zudem lag hier früher im Tal ein Übungsgelände der Bürgerwehr. Der Wehrseifen stellte eine Grenze zwischen den Herrschern von Adenau und denen von Breidscheid dar. Früher stand hier sogar ein Grenzstein. Die Wehrseifen-Links ist die langsamste Kurve der Nordschleife.

Breidscheid
Die Rennstrecke überquert mit Hilfe einer Brücke die Bundesstraße im Ort Breidscheid.

Ex-Mühle
Hier stand eine Mühle außerhalb („ex“) Adenaus. Ursprünglich sollte dort die Start- und Zielanlage errichtet werden. Der Mühlenbesitzer weigerte sich aber, die notwendigen Grundstücke zur Verfügung zu stellen. Die Kurve wurde auch häufig als „Junek-Kurve“ bezeichnet, nach dem 1928 hier tödlich verunglückten Victor Junek.

Bergwerk
Bis ca. 1900 war hier ein Blei- und Silberbergwerk in Betrieb, welches geschlossen wurde, da es nicht mehr genug förderte. Die Linkskurve in der Anfahrt wurde Niki Lauda bei dessen Unfall 1976 zum Verhängnis.

Kesselchen
Die Bezeichnung entstand während der Bauarbeiten, da die Strecke hier durch einen Talkessel führte. Hier haben viele Teams ein Funkloch. Der Streckenabschnitt gilt als einer der schnellsten und umfasst auch zwei Mut-Linkskurven.

Klostertal
Der Abschnitt zwischen Kesselchen und Karussell. Schon im 14. Jahrhundert gab es in Adenau eine Niederlassung des Johanniter-Ordens. Im 18. Jahrhundert wohnte hier im Tal ein Einsiedlermönch, der Hilfsbedürftigen zur Seite stand.

Steilstrecke
Die links von der eigentlichen Rennstrecke gelegene Steilstrecke wurde ursprünglich für Automobiltests gebaut. Bis zu 27 Prozent Steigung waren in den 1920er Jahren für Fahrzeuge richtige Härtetests. Die gut erhaltene Steilstrecke wird heutzutage nur noch von Sportwarten der Streckensicherung oder Zuschauern befahren.

Caracciola-Karussell
Eine legendäre und bei den Fans beliebte 210 Grad-Kurve, die 1932 zusätzlich eine betonierte Steilwand erhielt. Benannt wurde es nach dem berühmten Rennfahrer Rudolf Caracciola (1901 – 1959), der 1927 im Kompressor-Mercedes das erste Automobilrennen auf dem Nürburgring gewann.

Hohe Acht
In der Nähe der Rennstrecke steht der gleichnamige Berg. Er ist mit 747 m über NN der höchste Punkt der Eifel. Die unterhalb gelegene Kurve der Nordschleife ist der zweithöchste Punkt der gesamten Strecke.

Hedwigshöhe
Benannt nach dem Vornamen der Ehefrau von Landrat Dr. Otto Creutz, dem geistigen Vater des Nürburgrings. Sie genoss dort die Aussicht, während ihr Mann auf der Baustelle war. Vor allem bei Regen ist die Kuppe für Hecktriebler sehr anspruchsvoll.

Wippermann
Benannt nach dem Auf- und Abwippen in diesem Streckenabschnitt, das besonders vor dessen Entschärfung auftrat. Auch heute noch räubern die Fahrzeuge über die Kerbs, und die Räder verlieren kurzzeitig den Bodenkontakt.

Eschbach
Namensgeber sind ein gleichnamiger Bach und der Ort Herresbach-Eschbach. Ursprünglich standen hier zudem viele Eschen.

Brünnchen
Diese Stelle beschreibt ein Quellgebiet. Von hier aus führten um die Jahrhundertwende Bewässerungsleitungen in die Gemeinde Herschbroich. Die beiden Rechtskurven liegen nahe einer Bundesstraße und sind somit für die Fans sehr einfach erreichbar: Einer der wichtigsten Fan-Hotspots an der Nordschleife.

Eiskurve
Bei Temperaturstürzen ist regelmäßig hier das erste Glatteis zur vermelden. Aufgrund der Schattenlage ist es auch ein schlecht abtrocknender Streckenabschnitt.

Pflanzgarten
Hier befanden sich Gärten und Anbaufelder der Grafen von Nürburg. Berühmt ist der Streckenabschnitt, weil viele Fahrzeuge hier mit allen vier Rädern in der Luft sind. Die beiden aufeinander folgenden Sprunghügel werden meist als „Pflanzgarten 1“ und „Pflanzgarten 2“ bezeichnet.

Stefan-Bellof-S
Benannt nach dem ersten und einzigen Fahrer, der die Nordschleife in einer Durchschnittsgeschwindigkeit von mehr als 200 km/h umrundete. Dieses geschah am 28. Mai 1983 beim Training zum 1000-km-Rennen an Steuer eines Porsche 956.

Schwalbenschwanz
Die Planungsingenieure des Nürburgrings erfanden diesen Namen:
Aus der Vogelperspektive sieht dieser Abschnitt wie das Ende eines Schwalbenschwanzes aus. Hier gibt es die zweite betonierte Steilkurve, die hier allerdings nur rund 100 Grad umfasst.

Galgenkopf
Hier war die ehemalige Richtstätte der Grafen von Nürburg: Am Galgen wurden die öffentlichen Hinrichtungen vollzogen.

Döttinger Höhe
Benannt nach der links gelegenen Ortschaft Döttingen. Mit über zwei Kilometern Länge die längste Gerade des Nürburgrings.

Antoniusbuche
Hier stand früher eine riesige Buche, an deren Fuße sich ein dem heiligen Antonius geweihter Altar befunden haben soll. Die Buche stand links neben der Rennstrecke und fiel 1935 zugunsten der neuen B258.

Tiergarten
Ehemaliger Begräbnisplatz für die im Kampf umgekommenen Tiere – also etwa gräflich-nürburgische Schlachtrösser. Die meisten Rennfahrzeuge erreichen hier ihre Höchstgeschwindigkeit.

Hohenrain
Nach der natürlich erhobenen Feldgrenze – „hohen Rain“ – benannte Schikane. Sie wurde 1967 eingebaut, damit die Fahrzeuge nicht mehr mit ganz so hohen Geschwindigkeiten auf die Start-Ziel-Gerade einbiegen.

Jörg Ufer